Die innere Sexgöttin erwecken, in Verbindung mit der eigenen sexuellen Energie treten, die sexuelle Kraft und das Feuer entfachen – es gibt viele Arten und Weisen, sie zu bezeichnen. Und doch beschreiben sie alle im Kern dasselbe – Sexuelles Selbstvertrauen.
Kennst du dieses Gefühl? Wenn du dich bei einer Sache einfach in deinem Element fühlst? Sprichwörtlich wie ein Fisch im Wasser – taucht der Hai in das kühle Nass ein, gleitet sein glatter Körper geschmeidig durch die Wellen. Intuitiv weiß er, wie er sich bewegen muss, seine Flossen schlagen wie von selbst aus, seine Kiemen lassen ohne nachzudenken Wasser durch sie hindurch- und wieder hinausfließen.
Wie die Königin des Wassers bewegt sich der Hai fort. Ohne Zweifel, ob er es richtig macht, ohne Unsicherheit, wohin er seine Aufmerksamkeit als Nächstes richten soll. Der Antrieb und die Intuition kommen wie von selbst von innen – der Fisch spürt einfach, was als Nächstes zu tun ist.
Genau so kann es sich auch in der Sexualität anfühlen. Eine spürbare Verbundenheit mit dem eigenen Körper. Eine Verankerung in sich selbst. Äußerliche Ablenkungen wie Schönheitsideale, ein paar Kilos mehr oder weniger oder vermeintliche, mit Make-up zu korrigierende Makel verlieren ein Stück ihrer Bedeutung. Denn darum geht’s eigentlich nicht. Innere Stabilität, ein innerer Kompass ist es, worum es eigentlich geht. Sexuelles Selbstvertrauen spielt gerne mit Toys, Make-up oder Schönheitsidealen – aber sie braucht sie nicht, um zu existieren und zu erblühen.
Sexualität ist kein Grund zur Scham!
Die menschliche sexuelle Entwicklung beginnt bei der Geburt und begleitet uns Menschen über unsere gesamte Lebensspanne hinweg. Männer hatten und haben es in der Entwicklung einer gesunden sexuellen Entwicklung in manchen Bereichen traditionell einfacher als Frauen*. Das liegt nicht daran, dass Männer sexuell kompetenter, oder prinzipiell sexuell besser wären. Es liegt daran, dass westliche Gesellschaften Männern ihre Sexualität, sexuelles Interesse, sexuelle Empfindungen und sexuelle Lust eher zugestehen.
Greift sich ein kleiner Junge ans Genital und spielt damit, wird das eher als in Ordnung gesehen, als wenn dies ein kleines Mädchen macht. „Pfui, da darf man nicht hingreifen“ sind oft automatisch gelernte Reaktionen von Bezugspersonen. Häufig deshalb, weil sie es selbst so gelernt haben, durch kulturelle Einstellungen und Bedeutungszuschreibungen, die teilweise seit Jahrhunderten bestehen. Gelehrte im Mittelalter nannten beispielsweise die äußeren Genitalien von Frauen Pudendum, von dem lateinischen Wort pudere kommend, welches übersetzt sich schämen bedeutet. Auch heute noch verwenden wir die Begriffe Schamlippen, Schamhaare oder die weibliche Scham.
In einer Welt, in der Sexualität einerseits tabuisiert ist und andererseits zu Marketing-Zwecken aufgebauscht und verkauft wird, ist es gar nicht so einfach, von Beginn an ein gesundes sexuelles Selbstvertrauen zu entwickeln. Aber es geht! Ein Leben lang.
Ganz nach dem Leitsatz “Lernen ist immer möglich” des Modells sexueller Gesundheit Sexocorporel, das an der Universität von Montreal entwickelt wurde, ist der Mensch nicht nur von Geburt an ein sexuelles Wesen, sondern kann er sich auch ein Leben lang sexuell weiterentwickeln und verändern. Genau das kann und möchte ich durch meine psychologische, sexualpädagogische und sexualtherapeutische Arbeit, die ich in meiner Praxis anbiete, leisten. Unterstützung beim sexuellen Lernen und bei der sexuellen Weiterentwicklung. Wie so eine Sexualberatung oder -therapie abläuft, könnt Ihr hier nachlesen.
Sexuelle Zufriedenheit, ein genussvolles Sexualleben – wie auch immer dieses für jede*n einzelnen aussehen mag – und das Erleben von Lust und Spaß sind kein Luxus – es sind menschliche Grundrechte. Auf deine sexuelle Selbstsicherheit – weil Sexualität auch Frauen*sache ist!
Gastautorin
Johanna Ginter
Johanna ist klinische Psychologin mit Schwerpunkten im sexualpädagogischen, sexualtherapeutischen und neuropsychologischen Bereich. Sie arbeitet sowohl Teilzeit in einem Reha-Setting als auch auf selbstständiger Basis in freier Praxis. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen Respekt, Einfühlsamkeit und Kompetenz. Johanna hat auch einen Podcast, in dem sie mit verschiedenen Interviewpartner*innen über spannende (Tabu-)Themen spricht und einen Instagram-Account, auf dem sie sich dem Thema Sexual Empowerment widmet.