Vulva des Monats

Vulva des Monats: Maria Rösslhumer – ein Leben gegen Gewalt

Für viele Frauen* ist „Zuhause“ kein sicherer Rückzugsort, in dem sie Geborgenheit und Unterstützung finden. Für viele Frauen* ist Zuhause der Ort, an dem ihnen physische, psychische oder sexuelle Gewalt droht. Jenen Menschen hat Maria Rösslhumer – Leiterin der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser – ihre Arbeit und ihr Leben gewidmet. Ihr unermüdlicher Einsatz für Frauen* wurde im Dezember mit dem Preis für Menschenrechte ausgezeichnet. Und wir widmen ihr deshalb die Vulva des Monats.

Quelle: Woman.at

Ihr Weg

Dabei war Maria Rösslhumer, drittes Kind einer erzkatholischen Großfamilie vom Land, nicht prädestiniert für ein Leben als Frauenrechtlerin: Der Vater sieht ihre Zukunft in der Mutterschaft, Bildung ist im Hause Rösslhumer für Mädchen nachrangig. Maria Rösslhumer fühlt sich bald fehl am Platz und zieht mit 14 Jahren nach Salzburg, um eine Fachschule für Sozialbetreuungsberufe zu besuchen. 

Nach der Schule geht es nach Wien, wo Maria Rösslhumer schnell in feministische Kreise gerät und mit anderen jungen Frauen über Patriarchat, Gleichstellung und Frauenrechte diskutiert. Parallel beginnt sie eine Ausbildung zur Behindertenpädagogin und arbeitet in einem Frauenheim der Caritas. Die Bewohnerinnen dort haben manchmal schweren sexuellen Missbrauch und Gewalt erfahren und sind teilweise ohne Beeinträchtigung als mehrfach behindert eingestuft – in dieser Zeit fasst Maria Rösslhumer den Entschluss, sich mehr für Frauenrechte einzusetzen. 

1983 gründet sie die erste offene WG für Frauen mit Behinderung in Österreich. Neben der Arbeit studiert sie Politikwissenschaften, genau zu der Zeit, in der die FPÖ unter Jörg Haider breiten Zuspruch – auch von Frauen – genießt. In ihrer Abschlussarbeit, die später unter dem Titel „Die Frauen und die FPÖ“ als Buch publiziert wird, erforscht sie die Beweggründe jener Frauen, die sich zur konservativen Rollenverteilung und dem Geschlechterverständnis der rechten Partei hingezogen fühlen. 

Langer Atem

Seit 1999 ist Maria Rösslhumer Geschäftsführerin des Vereins „Autonome Österreichische Frauenhäuser“. In dieser Funktion installiert sie die erste bundesweite Frauenhelpline gegen Männergewalt. Zwölf Frauenministerinnen (soll ich Herbert Haupt erwähnen, i mean?) hat Maria Rösslhumer als Leiterin des Vereins überdauert: Der größte Erfolg für sie ist das Überleben des AÖF und der ministeriumsfinanzierten Frauenhelpline, denn Geld ist meist knapp und die Verhandlungsbereitschaft für ein Budget im Frauenministerium nicht immer gegeben. Ihr Engagement für Frauenrechte beschränkt sich aber nicht auf die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, sie setzt sich auch international bei WAVE (Women Against Violence EUROPE) für Frauen ein und ist zudem stellvertretende Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. 

Die Coronakrise sieht Maria Rösslhumer mit großer Sorge. Schon 2019 suchten mehr als 3000 Frauen* und Kinder Zuflucht vor Gewalt in den Frauenhäusern. Die Anrufe bei der Frauenhelpline während Corona mehren sich, doch der Ansturm auf die Frauenhäuser bleibt aus. Durch den Stress in der Krise steigen Druck und Gewalt, die jetzt aber mehr denn je im Verborgenen passiert. Besonders in Zeiten, in denen Betroffene oft keine Flucht- oder Rückzugsmöglichkeiten haben, zeigt sich, wie wichtig Hilfsangebote wie die des AÖF sind. Frauenrechte sind Menschenrechte – Maria Rösslhumer kämpft jeden Tag ein für gewaltfreies Leben für alle und hat sich mit ihrem Engagement den Preis für Menschenrechte mehr als verdient. 

Quellen

https://www.aoef.at/index.php/informationsstelle-gegen-gewalt/team

https://www.zeit.de/2020/21/haeusliche-gewalt-corona-lockdown-frauenhaeuser

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