Endlich Sommer. Endlich bis spät in die Nacht draußen sitzen. Endlich in der Sonne liegen und baden gehen.
So schön wär’s, wenn ich nicht dauernd aufs Klo müsste. Wenn es dabei nicht unendlich unangenehm brennen würde. Wenn es sich gleich nach dem Urinieren nicht so anfühlte, als würde mir jemand zwischen die Beine treten. Dieser sich ins Unendliche dehnende Schmerz, der sich vom äußeren Ende der Harnröhre, hinter dem Venushügel und dem Nabel, durch den Magen bis zum Zwerchfell hochzieht.
Endlich Sommer, endlich stundenlang in der Sonne liegen, endlich baden – und zum gefühlt tausendsten Mal eine Harnwegsinfektion.
„Why me?“ oder auch: Mögliche Ursachen einer Harnwegsinfektion
Ich bin (leider? zum Glück?) nicht allein. Viele Frauen leiden einmal im Jahr unter einer Infektion der Harnwege (= Harnleiter, Blase und Nieren) – in Österreich ungefähr jede siebte und bei etwa 30 % der Betroffenen kommt es in den ersten 6 bis 12 Monaten nach der ersten Infektion zu einer weiteren.(1) Bei manchen taucht sie nur im Sommer auf, bei anderen das ganze Jahr über immer wieder, bei manchen ist es oft weniger dramatisch, bei anderen wiederum genauso oft, oder sogar noch schlimmer.
Was ich von meiner Gynäkologin, dem Internet, Freundinnen und aus eigener Erfahrung gelernt habe: Im Bereich der Vulva herrscht ein empfindliches Gleichgewicht, welches aufgrund von inneren sowie äußeren Einflüssen (wortwörtlich…) gestört wird und so zu Beschwerden führen kann. Die häufigste Ursache für Harnwegsinfektionen sind Darmbakterien, welche sich in der Harnröhre ansiedeln und von dort bis in die Blase wandern und in Folge auf ihrem Weg Entzündungen auslösen (können).
Resultat: Von Brennen beim Urinieren, ständigem Harndrang, über Schmerzen im Unterleib, bis hin zu Blut im Urin und oftmals sogar einer inneren Ruhelosigkeit, die es mir unmöglich macht, mich zu konzentrieren, ist alles dabei.
Auch ein geschwächtes Immunsystem, Hormonschwankungen, Stress, starkes Schwitzen und Reibung sowie Kälte können die Entstehung von Harnwegsinfektionen begünstigen. Kein Wunder also, dass ich mehr betroffene Frauen kenne, als solche, die verschont geblieben sind…
Wer öfter Beschwerden hat, weiß, dass gefühlt ein schiefer Blick in Richtung Intimbereich schon reicht und es brennt. Ist die Entzündung fortgeschritten, hilft oft nur mehr ein Antibiotikum (Hallo, Vaginalpilz!).
Gibt’s auch eine gute Nachricht? Jap, die gibt’s! Ein paar Dinge können dabei helfen, Harnwegsinfektionen vorzubeugen.
Harnwegsinfektionen vorbeugen – irgendwie hat alles mit Wasser zu tun…
Hier sei gleich einmal gesagt, dass ich – eine Frau Ende 20, nicht schwanger und ohne Begleiterkrankungen – kein medizinisches Fachwissen besitze, sondern einfach nur weitergeben möchte, was ich aus jahrelanger Erfahrung mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen gelernt habe und was mir persönlich geholfen hat und zum Glück immer noch hilft.
1. Trinken, trinken, trinken
Anfällig oder nicht, viel Wasser zu trinken ist immer gut und spült unerwünschte Bakterien aus der Harnröhre. Letztes Jahr konnte ich so zwei drohende Harnwegsinfektionen dank sogenannter pflanzlicher Blasen- und Nierentees einfach „wegtrinken“ – 2:0 für mich!
2. Bikinihöschen/ Badeanzug wechseln
Meine weise Mutter hat mir schon von klein auf eingebläut, meine nassen Badesachen gegen trockene zu wechseln. Als Kind war das kein Problem, als Teenagerin war ich „zu cool“ dafür, Anfang 20 zu faul und mittlerweile bin ich endlich klug genug, ihr zu folgen. Meistens zumindest. Aber ganz ehrlich, macht es. Bakterien lieben Feuchtigkeit!
3. Alltägliche Intimpflege
Vor allem im Sommer schwitze ich im Intimbereich viel, aber bei der Pflege ist weniger trotzdem mehr: Einmal am Tag mit klarem Wasser waschen und deine Vulva, Harnröhre und Vaginalflora werden’s dir danken! Was ich außerdem lieben lernte und ebenfalls hilft: Nachts (und/oder manchmal sogar untertags) keine Unterwäsche tragen – lass deiner Vulva Luft zum atmen!
4. Intimpflege während und nach dem Sex
Tipp Nr. 1: Nach dem Sex aufs Klo gehen. Hilft wirklich. So spülst du die Bakterien, welche während des Geschlechtsverkehrs durch Reibung von der Vagina und/oder dem After zur Harnröhre transportiert worden sind, einfach wieder raus.
Tipp Nr. 2 und ganz, ganz wichtig: Hör auf deinen Körper und vertrau deinem Gefühl. Wie oft hab ich mir während des Sex schon gedacht „Hmmm, fühlt sich irgendwie komisch an… aber egal, ich mag jetzt nicht die Stimmung zerstören“.
Scheiß auf die Stimmung! Wenn du dich unwohl fühlst und befürchtest danach tagelang Schmerzen zu haben oder womöglich schon Schmerzen hast, ist die Stimmung sowieso dahin. Das hilft absolut niemandem. Weder dir noch dein*er (Sexual-)Partner*in.
Wie immer gilt: Jeder Körper ist anders. Sprich am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt und lass dich individuell beraten!
Let’s talk about UTIs, baby!
Zu guter Letzt noch eine Herzensangelegenheit von mir:
Sprecht darüber!
Mit euren Freund*innen, der Familie, Partner*innen, Kindern etc. Ob ihr euer Gegenüber darüber aufklären wollt, jemanden zum Zuhören braucht, euch einfach nur auskotzen wollt oder Tipps zur Behandlung austauscht – einfach machen, fühlt sich gut an und sollte kein Tabuthema mehr sein.
Viva La Vulva Gastautorin
Katrin Grabner
Katrin (28) hat an der Romanistik Spanisch studiert, als Journalistin gearbeitet und ist überzeugte Feministin. Egal, ob sie Yoga macht, einen Blogartikel schreibt oder daran arbeitet, das Patriarchat zum Fall zu bringen – Leidenschaft und Humor dürfen dabei auf keinen Fall fehlen. Als Copywriterin und Übersetzerin bei Runtastic setzt sie sich in ihrem Job derzeit besonders für inklusive Sprache ein.