Gastbeitrag

Meine Birth Story

Es waren bereits 11 Tage nach dem errechneten ET (Entbindungstermin) und die kleine Maus war noch immer nicht da. Deshalb haben meine Hebamme und ich uns entschieden, sie ein klein wenig zu “locken”. Nachdem schon einige andere Mittelchen (ätherische Öle, Akupunktur, Bauchmassage, heiß baden, etc.) die Tage davor nichts nutzten, beschlossen wir den sogenannten “Wehen Cocktail” auszuprobieren.

 

Denn es war ja eine Hausgeburt geplant und wenn Emma nicht bald kommen würde, müsste ich ins Krankenhaus zum Einleiten. Und das wollte ich auf keinen Fall!

 

Am Abend trank ich also diesen Cocktail bestehend aus Rizinusöl, Marillensaft und Schnaps. Geburtswehen hat er mir leider nicht gebracht, dafür aber eine schlaflose Nacht.

 

Am nächsten Tag kam meine Hebamme um mich noch mal zu akupunktieren und dann noch etwas anderes auszuprobieren: die sogenannte “Eipollösung”. Dabei massiert die Hebamme den inneren Muttermund, um die Eihäute (äußere Hülle der Fruchtblase) vom Rand der Gebärmutter zu lösen. Weh tat es nicht, aber es war wohl effektiv, denn bereits eine Stunde später hatte ich leichte Wehen. Das war der 31.5.2017. Meine Hebamme ging um ca. 18 Uhr und schon um 19 Uhr hatte ich regelmäßige Wehen. ENDLICH hab ich mir gedacht und gehofft, dass die Wehen auch stärker werden und nicht wieder verschwinden. Denn sonst hätte ich bald ins Krankenhaus müssen.

 

Nachdem die Wehen immer stärker wurden und es auch im Wasser irgendwann nicht mehr so angenehm war, beschloss ich um 1 Uhr nachts, noch in der Badewanne sitzend, meine Hebamme anzurufen. Die war dann auch um 1:30 Uhr da. Hat dann erstmal den Muttermund kontrolliert, der war auch schon ein paar cm offen, also alles gut soweit. Miso, mein Mann, und sie haben dann den Geburtspool vorbereitet. Währenddessen habe ich alle Stellungen ausprobiert, die meiste Zeit jedoch im Vierfüßlerstand verbracht, weil das einfach am Angenehmsten war für mich. Auch im Liegen hab ich es versucht, mit einem Wärmekissen, aber ich muss sagen, das war für mich die wohl unangenehmste Position überhaupt. Deshalb bin ich froh, dass ich nicht im Krankenhaus entbunden habe, wo man ja leider oft liegen muss (angehängt an Infusionen, Wehentropf usw. – total unnatürlich meiner Meinung nach).

 

Miso war immer an meiner Seite. Er hatte die Aufgabe mich während der Wehen zu massieren, was er auch gut gemacht hat. Keine Sekunde ist er von meiner Seite gewichen.

 

Irgendwann kam dann der Punkt wo der Muttermund schon 8 oder 9 cm offen war, aber es hat noch dieser eine cm gefehlt bis zur nächsten Geburtsphase.

 

Nur der letzte cm wollte einfach nicht. Warum auch immer …

Es kam zu einem Geburtsstillstand. Zwei Stunden lang tat sich nichts.

 

Wehen hatte ich natürlich weiterhin starke, aber leider konnten die Wehen nicht den letzten cm des Muttermunds öffnen. Das war dann auch der Punkt, an dem Miso in Tränen ausgebrochen ist. Weil wir einfach so hilflos waren, und er konnte es nicht ertragen, wie ich gelitten habe. Ich war irgendwie in einer anderen Dimension. Eine Art Trance, um den Schmerz besser zu ertragen. Schwer zu erklären, aber man ist da in einer anderen Welt und kriegt kaum was mit um sich herum. Meine Hebamme hat sich in der Zwischenzeit Verstärkung geholt und es kam eine weitere Hebamme zu uns, um die Situation besser im Griff zu haben. Meine Hebamme hat mir dann Globuli gegeben und eine Bauchmassage mit ätherischen Ölen, um die Wehen weiter anzuregen und das hat dann auch tatsächlich geholfen! Halleluja!

 

Irgendwann ging es also endlich weiter! Mittlerweile war es schon hell draußen. Keine Ahnung wie spät es war. Der Muttermund war also ganz offen und wir warteten nun auf die Presswehen. Auch die haben ein wenig auf sich warten lassen, aber nachdem ich die Stellungen wieder einige Male gewechselt hatte, kamen die dann auch endlich und irgendwann hörte ich “Man sieht schon den Kopf und die Haare! “.

Kurze Zeit später war Emma da! Es war der 1.6.2017 um 9:13 Uhr.

 

Nach 15 Stunden Wehen ohne jegliche Schmerzmittel hatte ich dann aber keine Kraft mehr die Nachgeburt rauszupressen und meine Hebamme hat mir dabei etwas geholfen. Nach der Geburt war ich so kraftlos, dass man mir ins Bett helfen musste. Aber halb so wild, denn ich hab es geschafft! Ich halte mein Baby im Arm und alles andere ist vergessen!

 

Ich bin überglücklich, dass ich doch noch eine Hausgeburt erleben konnte, so wie ich es mir gewünscht habe. Ich konnte mich frei bewegen, so wie ich es wollte. Wäre ich im Krankenhaus gewesen, hätten sie mir wohl sogar einen Kaiserschnitt gemacht nach diesem Geburtsstillstand.

 

Aber dank meiner wirklich tollen Hebamme ist nochmal alles gut gegangen und Emma ist am letzten Tag, wo eine Hausgeburt noch möglich war, auf die Welt gekommen. Nur einen Tag später und ich wäre ins Krankenhaus gekommen.

 

Deshalb kann ich mich wirklich glücklich schätzen.

 

DANKE ANTONIA, DANKE MISO, DANKE EMMA!!!

 

Viva la Vulva Gastautorin
Alessandra Ljuboje

Alessandra ist Feministin, weil sie selbstbestimmt leben möchte. Sie möchte tun und lassen können was sie will und nicht von irgendjemandem abhängig sein. Ihr ist es wichtig, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, gerade beim Thema Familie und Kindererziehung. Da sie selbst die Erfahrung gemacht hat, dass manches noch komplett veraltet ist.

Sie unterstützt Viva la Vulva seit unserer Gründung tatkräftig als Fotografin und Gastautorin, da sie unsere Initiative toll findet.

Mehr über Alessandra findest du auf ihrer Website und über ihr Foto-Atelier hier. Ihre Fotografien, u.a. vom Viva la Vulva- #freethenipple Aktionismus, kann man auf Instagram bewundern: @alessandraljuboje & @atelier.analog

 

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One thought on “Meine Birth Story

  1. Oh schön so eine positive, wenn auch anstrengende Geburtsstory zu lesen.

    Hätte ich mich auf die Ärzte gehört hätte ich auch einen Kaiserschnitt bekommen. Aber es wurde eine anstrengende aber tolle Hausgeburt. An dem Tag wurde nicht nur mein Sohn geboren sondern auch ich zu einer neuen Frau – die viel selbstbestimmter wurde.
    Ich wünschte jede Frau könnte eine selbstbestimmte Geburt erleben.

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