Vulva des Monats

Vulva des Monats: Brigitte Bierlein

Morgen in 4 Wochen, am 29.09.2019, wählt Österreich einen neuen Nationalrat und in weiterer Folge wird es wohl einen neuen Bundeskanzler oder eine neue Bundeskanzlerin geben.

 

Zeit also, dass wir die jetzige Bundeskanzlerin, Brigitte Bierlein, vorstellen. Kurz vorweg: Sie gehört keiner Partei an, sondern ist die Vorsitzende einer so genannten Verwaltungsregierung. Nach dem Ibizaskandal stand Österreich vor einer Regierungskrise.

Bildquelle: Der Standard

 

Der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde durch einen Misstrauensantrag abgesetzt, nach einem Interimskanzler Löger kam dann die neue so genannte Verwaltungsregierung (bestehend hauptsächlich aus Spitzenbeamten) unter der (ersten) Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein.

 

Aber wer ist Brigitte Bierlein?

Geboren wurde sie im Nachkriegs-Wien und entschied sich nach der Matura für das Studium der Rechtswissenschaften, welches sie in Mindestzeit als Doktor der Rechtswissenschaften beendete. Bierlein entschied sich danach für den richterlichen Vorbereitungsdienst und war als Richterin, Staatsanwältin und als Oberstaatsanwältin tätig.

Bildquelle: Wikipedia

2002 kam dann der Sprung in den Verfassungsgerichtshof: Von der damaligen, schwarz-blauen Regierung wurde sie als Verfassungsrichterin nominiert und – als erste Frau – auch als Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofes. Vom ehemaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil wurde sie auch als solche ernannt, mit Wirksamkeit Beginn 2003.

Als Richterin am VfGH konnte sie sich einen Ruf als durchdacht agierende Juristin machen. Den meisten ÖsterreicherInnen fiel sie (medial) wohl erstmals auf, als sie neben dem damaligen Präsidenten Holziner 2016 stand, als er die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes zur Aufhebung der österreichischen Bundespräsidentschaftswahl erklärte.

Wer damals wohl gewettet hätte, dass Bierlein 2019 selber Bundeskanzlerin wird, der hätte wohl viel gewonnen. Klarer war eher, dass sie Holzinger aufgrund dessen Alter (man darf dem VfGH nur bis zum Alter von 70 Jahren angehören) als Präsidentin nachfolgen würde – wieder als erste Frau. Und dies wieder auf Vorschlag einer schwarz-blauen Regierung.

Bildquelle: Wikipedia

 

2019 dann wohl der größte Karrieresprung: Bundespräsident Alexander van der Bellen ernennt sie zur Bundeskanzlerin Österreichs. Der ersten Frau in dieser Position.

Bildquelle: oe.24

 

Das Kabinett von Brigitte Bierlein besteht zu 50 % aus Frauen.

 

Es ist dies aber nicht die erste Regierung mit einer 50%igen Frauenquote, wie manche Medien fälschlicherweise behaupten. Diese gab es 2006 unter Wolfgang Schüssel bis zum Tod von Liese Prokop.

 

Brigitte Bierleins Lebenslauf ist bestimmt davon die “erste Frau als” zu sein.  Erste Vizepräsidentin und erste Präsidentin des VfGH und auch erste Bundeskanzlerin der Republik Österreich.

 

Wieso ich mich entschieden habe, Bierlein vorzustellen? Einerseits, weil ich sie als Juristin als Vorbild betrachte. Bierlein hat sehr viel in ihrem Leben geschafft, sie hat als Frau in der damaligen Zeit Jus studiert (was keine Selbstverständlichkeit war) und hat ihr Können immer wieder unter Beweis gestellt. Sie musste mit vielen Kritikern und Kritikerinnen zurechtkommen, die ihr abwechseln wohl vorwarfen, als Frau fehl am Platz zu sein bzw. sich zu wenig für Feminismus einzusetzen.

Ich glaube, keine und keiner hätte Österreich in einer so schwierigen Zeit wie der nach dem Ibizaskandal so eloquent vertreten können wie Bierlein. Sie hat es geschafft, dass Österreich aus einer Krise gestärkt rausgeht. Ich könnte mir keine bessere Person für die Rolle einer Bundeskanzlerin in einer so schwierigen Zeit vorstellen. Und ich glaube, es geht vielen ÖstereicherInnen so.

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