Und, über was seid ihr heute ins Internet eingestiegen? WLan? Oder doch über ein angeschlossenes Netzwerk?
Was, wenn ich euch sage, dass es gerade eine Frau war, die mitverantwortlich dafür ist, dass wir heute sowohl Bluetooth als auch WLan haben? Auf jeden Fall Grund genug, dass wir heute als Vulva des Monats Hedy Lamarr feiern. Ihr wisst nicht, wer das war? Kein Grund zur Panik: Einfach Scrollen und Lesen.
Hedy Lamarr wurde als Hedwig Maria Kiesler in eine jüdisch-bürgerliche Familie ins Wien der 1910er Jahre geboren. Schon als Kind betätigte sie sich als Schauspielerin und landete 1933, mit 19 Jahren, eine Rolle, die wohl stark für ihre Prominenz sorgte. Im Film „Symphonie der Liebe“ hatte sie eine Sexszene und einen vorgespielten Orgasmus, was dazu führte, dass der Film später unter den Nazis verboten wurde.
Im selben Jahr heiratete sie Fritz Mandl, der von ihr verlangte, dass sie vom jüdischen zum katholischen Glauben übertrat.Das tat sie auch. Mandl selbst war Waffenfabrikant der, trotz ebenfalls jüdischer Herkunft, gute Kontakte zu den Nazis hatte.
Hedy Lamarr, Quelle: Wikimedia Commons
1937 verlies Hedy Lamarr Mandl, ging nach London und später 1938 nach Hollywood. Sie tat es somit einigen Menschen jüdischer Herkunft gleich und flüchtete bzw. ging, als sie noch die Möglichkeit hatte, in die Vereinigten Staaten.
Doch was hat das mit Wifi zu tun?
Lamarr positionierte sich recht schnell. Als Gegnerin des Nationalsozialismus und unterstützte die Alliierten (England, USA, Sowjetunion und Frankreich) und entwickelte für diese eine Funkfernsteuerung für Torpedos. Diese wurde auch patentiert. Die Funkfernsteuerung zeichnete sich dadurch aus, dass sie die sich selbstständig wechselnden Frequenzen schwer anzupeilen waren und somit weitgehend störungssicher waren. Die Idee kam ihr als sie und der Komponist George Antheil für sein „Ballet Mécanique“ 16 Pianolas für einen Film synchronisierten. Dies gelang ihnen mit gleichzeitig ablaufenden Klavierrollen. Die Funksteuerung nutze ein ähnliches Prinzip: Idente Lochstreifen für SenderIn und EmpfängerIn, die gleichzeitigen Frequenzwechsel ermöglichten. Da SenderIn und EmpfängerIn somit gleichzeitig die Frequenz wechselten, war es viel schwerer, diese anzugreifen.
Inwiefern dabei geholfen haben soll, dass Lamarr als Frau eines Waffenherstellers auch Zugang zu höchst geheimen informationen im Bereich der Funktechnik hatte, bleibt offen.
Wer bei der Erfindung ausgestiegen ist, dem ging es wohl wie vielen anderen. Denn die Erfindung war so komplex, dass sie in ihrer ursprünglichen Form nie eingesetzt wurde. Jedoch das System des gleichzeitigen Freuquezwechsels, wird bis heute verwendet, und zwar von vielen, unterbewusst, täglich.
Lamarrs Erfindung wurde gewürdigt und so wurde sie 1997 mit dem Electronic Frontier Foundation Pioneer Award ausgezeichnet und 2014, 14 Jahre nach ihrem Tod, in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
Auch wenn Lamarr zu ihrer Zeit als Schauspielerin und wohl auch wegen ihres Privatlebens Prominenz erlangte, darf ihr Verdienst für die heutige Technologie keineswegs ignoriert werden. Wenn also das nächste Mal jemand meint, Frauen hätten mit Technologie eh nichts am Hut, fragt doch einmal euer Gegenüber, wer denn für das WLan verantwortlich ist 😉