1.330.000.000 (!) Ergebnisse wirft Google aus, wenn nach dem Begriff „Porno“ gesucht wird. Diese unglaubliche Zahl spiegelt wider, wo online die Prioritäten liegen. Rund 25% aller Websites haben pornografische Inhalte, davon sind etwa 93% frei zugänglich. Ein Klick auf „über 18“ reicht schon, um aus dem vollen Angebot schöpfen zu können. Aktuelle Schätzungen gehen von 100.000.000.000 Dollar Umsatz pro Jahr aus.
Porno: reine Männersache?
Die gigantische Maschinerie des Pornogeschäftes wird zum größten Teil von Männern dominiert. Männer als Produzenten, Männer als Regisseure, Männer hinter der Kamera und nicht zuletzt: Männer als Konsumenten. Die Art und Weise, wie Männer und Frauen in Pornos agieren hängt maßgeblich davon ab, dass die Branche von Männern vereinnahmt ist. Doch wo bleiben die weiblichen Attribute? Diese Filme haben die Realität und die Darstellung von realer Sexualität längst hinter sich gelassen. Es gibt so vielfältige sexuelle Vorlieben, wie es Menschen gibt. Auf den Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Ansprüchen wird kaum eingegangen. Die Pornoindustrie bietet für jeden Geschmack etwas. Solange er nur männlich ist. Auf einer einzigen Website finden sich bis zu einhundert Sub-Genres. Diese reichen von ethnischen Merkmalen bis hin zu speziellen Praktiken. Aber pornografische Filme ohne seichte Handlung, Dialoge zum Fremdschämen und Frauen, die sich in Extase stöhnend winden, sind selten. Diese Attribute fehlen selten. Frauen, die sich von mehreren Männern (gleichzeitig) penetrieren lassen, Schwänze endlos tief in ihrem Rachen verschwinden lassen, und für die es das Größte zu sein scheint, wenn die Männer ihnen ins Gesicht spritzen – das ist Pornorealität. Ein weiblicher Orgasmus? Fehlanzeige! Schlimm genug, dass junge Menschen meinen, dieser Darstellung müssten sie im echten Leben gerecht werden.
Niemand spricht mit ihnen offen darüber, wie Sexualität tatsächlich funktioniert. Die Gesellschaft, die Eltern, die Lehrer sind mit Aufklärung weitgehend überfordert. Die Informationen kommen zu einem Großteil aus dem Internet.
Auch Frauen können Porno!
Seit Beginn des neuen Jahrtausends sind Frauen vereinzelt hinter der Kamera in Erscheinung getreten. Erika Lust ist eine von ihnen. Sie spricht in einem Interview von einem gesellschaftlichen Diskurs, der dringend nötig ist, um die Sichtweise auf dieses Genre zu verändern. Die Arbeitsbedingungen müssten besser sein, Frauen nicht als Stück Fleisch gesehen werden. Die Weltsicht von Frauen und die Werte, die diese Frauen in Filme einbringen, wenn sie hinter der Kamera agieren, sieht Lust als grundlegend für die ethische Weiterentwicklung der Pornoindustrie. Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung und somit der Zielgruppe.
Diese Konsumentinnen sind aktuell schlecht versorgt. Das Angebot ist überschaubar. Lassen wir doch bitte nicht wieder Männer entscheiden, was uns Frauen gefällt.
Gleiches Geld für gleiche Leistung!
Leider ist auch 2019 der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern immer noch ein großes Problem. Frauen verdienen im Schnitt wesentlich weniger, als Männer. Im Porno ist das anders! Der Verdienst in der Branche hängt von der Bekanntheit und der angewendeten Praktiken im Film ab. Grundsätzlich ist es eine der wenigen Bereiche in denen Frauen finanziell gleich oder sogar besser gestellt sind, als ihre männlichen Kollegen. Erika Lust, die schwedische Produzentin hat es für mich treffend auf den Punkt gebracht:
Gratis Pornos haben ihren Preis!
Wer über Pornos reden möchte ist beim „Dirty Talk“ am 29.Mai genau richtig!
Viva La Vulva Gastautorin
Alexandra Gutmannsthal-Krizanits
Alexandra ist Lebens- und Sozialberaterin mit eigener Praxis in Niederösterreich. Als Schwerpunkt hat sie Paar-und Sexualberatung gewählt und bietet themenspezifische Diskussionsabende für Frauen unter dem Titel “Dirty Talk” an. Die nächsten Termine findest du unter www.gutberaten.cc