Jahrzehntelang kämpfen Frauen gegen die systematische Unterdrückung ihres Geschlechts, die Benachteiligung in Gehaltsauszahlungen und der ständigen Sexualisierung ihres Körpers. Dass es dabei oft zu einer Dämonisierung des männlichen Geschlechts kommt, ist keine Seltenheit. Immerhin sind doch meistens Männer an der Diskriminierung der Frauen schuld, oder? NEIN, eben nicht immer.
Die Tatsache, dass Shaming und harte Kritik oft auch aus den eigenen Reihen kommen kann, schmerzt am meisten. Dies fällt mir besonders auf, wenn sich Frauen positiv über Haushaltstätigkeiten äußern. Besser gesagt: Ich wurde schon oft genug Opfer von Shaming, da ich für meinen Freund gerne Frühstück zubereite. Inwiefern sowas passieren kann? Naja, ich würde es als eine Art Phänomen beschreiben, welches oft mit der Frage „Ist das-jetzt-noch-feministisch?“ konfrontiert wird.
Als gutes Beispiel dient ein Gespräch, welches ich vor ein paar Wochen mit einer Bekannten geführt hab‘:
Ich: „Ja und am Wochenende frühstücken wir zusammen. Ich steh‘ dann gerne auf und mach uns Pancakes.“
Bekannte: „Ähm…ernsthaft? Du stellst dich da freiwillig in die Küche?“
Ich: „Wieso denn nicht?“
Bekannte: „Hörst dich ja schon wie eine richtige Hausfrau an. Mach‘ das bloß nicht zu oft, der gewöhnt sich noch daran.“
Obwohl der letzte Satz eher als Scherz gemeint war, wurde mir schnell klar, dass ich hier degradiert wurde. Besonders die abfällige Betonung auf „Hausfrau“ machte mich wütend.
Der Begriff „Hausfrau“ wird meiner Meinung nach sowieso viel zu abwertend verwendet. Ich bin ja generell der Meinung, dass man Jobpositionen ernster nimmt als das Wort „Frau“ im Allgemeinen, deswegen würde ich Hausfrau durch HaushaltsmanagerIn ersetzen.
Nicht nur, weil unsere Gesellschaft diese “Position” mit mehr Respekt gegenübertreten würde, sondern, weil es ein Job ist. Ein Job, den Frauen und Männer gleichwertig ausüben können. Als HaushaltsmanagerIn ist man nicht nur für die häuslichen Tätigkeiten zuständig, sondern für so viel mehr:
So ist man KöchIn, Putzpersonal, PsychologIn, FinanzberaterIn, ErzieherIn, PartnerIn und an wichtigster Stelle ist man SuperheldIn! Denn so viele Berufe auf einmal zu haben, ist nicht immer einfach.
Wenn Frauen sagen, dass sie gerne in der Küche stehen oder aufräumen, sind sie nicht sofort als Sklavinnen ihrer vermeintlich herrischen und faulen Männer zu sehen. Nur, weil ich meinem Freund gerne mal Frühstück mache, heißt es nicht, dass ich ihn bediene und er sonst nichts beiträgt. Er deckt den Tisch und räumt ihn wieder ab, macht die erste Tasse Kaffee am Morgen und sagt jedes einzelne Mal DANKE. Genau diese Dankbarkeit sollte auf Gegenseitigkeit beruhen.
Doch zurück zum Shaming: Wir machen Frauen auf dieser Welt klar, dass sie alles machen können, was sie wollen: Astronautin, Wissenschafterin, Technikerin, Managerin (!) eines Unternehmens sein etc. Also warum zur Hölle erniedrigen wir uns gegenseitig für eine bestimmte Tätigkeit, die viele Frauen auch gerne machen?
Eine großartige Gastgeberin, Köchin, Bäckerin oder sonstiges zu sein, ist kein Zeichen der Unterdrückung. Ich verliere durch die positive Äußerung über meinen Haushalt nicht sofort meine Selbständigkeit oder Ehre. Oh, und nein, ich gehe schon gar nicht “Back to the roots” oder “verherrliche das Frauenbild der 50er“.
Ich tue das, was mich glücklich macht. Auch, wenn es das Frühstück machen am Sonntagmorgen einschließt.
Viva La Vulva Gastautorin
Selma Tahirović
Selma studiert an der Universität Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaften und betreibt nebenbei ihren Blog nichtnochein0815blog.com